Es war der dritte Juni 2017, 15:45 Uhr als im Alfred-Kunze-Sportpark in Leipzig alle Dämme brachen. Zahlreiche grün-weiß gekleidete Fans stürmten den Platz und umarmten ihre Helden in den durchgeschwitzten BSG-Trikots. Was war passiert?
Als Liga-Neuling nach 29 Spielen auf Platz eins liegend, empfing der ostdeutsche Traditionsverein Schott Jena zuhause zum Saisonfinale vor heimischer Kulisse. Germania Halberstadt, zu diesem Zeitpunkt engster Verfolger, lag in der Tabelle zwei Punkte hinter der BSG. Um den sicheren Durchmarsch zu garantieren, musste also ein Sieg her. Knapp 5.000 Zuschauer wollten sich den Krimi nicht entgehen lassen und waren zum Oberliga-Showdon ins Stadion im Leipziger Stadtteil Leutzsch gekommen. Um 14:00 Uhr pfiff Schiedsrichter Nico Savoly das wohl wichtigste Spiel der jüngeren Vereinshistorie an. 105 Minuten später konnten Spieler, Betreuer und Anhänger ihrer Ekstase schließlich freien Lauf lassen: Schott Jena war durch die Treffer von Tim Bunge, Tommy Kind und Manuel Wajer mit 3:1 besiegt worden und der zweimalige DDR-Meister und Pokalsieger somit in die Regionalliga Nordost aufgestiegen.
Seitdem sind 151 Tage vergangen und mittlerweile 13 Spiele in der neuen Saison absolviert. Die BSG steht mit 12 Punkten auf Tabellenplatz 15 – ordentlich, wenngleich die anderen beiden Emporkömmlinge Germania Halberstadt (9.) und VSG Altglienicke (12.) sogar noch besser dastehen. Zuletzt war jedoch ein deutlicher Aufwärtstrend in der Formkurve der Leutzscher zu beobachten. In der Liga wurde nur eins der letzten fünf Spiele verloren, u.a. wurde Viktoria Berlin mit 1:0 vor heimischer Kulisse und der Unterstützung von 2.700 Fans geschlagen.
Eine weitere imposante Duftmarke setzte das Team vom ehemaligen BAK-Coach Dietmar Demuth am Dienstag im Landespokal Sachsen. Dort schaltete die BSG den haushohen Favoriten und Drittligisten FSV Zwickau im Achtelfinale mit 4:2 aus. 4.656 Zuschauer verwandelten den Alfred-Kunze-Sportpark dabei in ein Tollhaus. Von diesem Sieg beflügelt, will der Aufsteiger die Positiv-Serie nun gegen den BAK fortsetzen.
Die Athleten dürften nach dem Derbysieg beim BFC ihrerseits ebenfalls mit stolzgeschwellter Brust auflaufen. Neun Punkte aus den letzten vier Spielen sind eine ordentliche Ausbeute, lassen wir den Ausrutscher in Meuselwitz (0:4) mal außer Acht. Einen großen Anteil an den Erfolgen hat auch der wiedererstarkte BAK-Stürmer Felix Brügmann. Nach einer Durststrecke von zehn Spielen ohne Tor, sicherte der Reinbeker den Athleten durch seinen Treffer gegen Halberstadt einen Punkt, zudem markierte er den Siegtreffer gegen Dynamo. Viermal knipste der Blondschopf bisher. Traf er, verlor der BAK nie. Sollte „Brüggi“ also auch am Sonntag netzen, ist dies höchstwahrscheinlich schon die halbe Miete.
Fehlen wird den Athleten auf jeden Fall Außenverteidiger Can Coskun. Gegen den BFC sah der 19-Jährige seine fünfte gelbe Karte. Somit ist er am Sonntag zum Zuschauen gezwungen. Wer seinen Platz einnehmen wird, oder ob Trainer Zschiesche gar auf eine Dreierkette im Defensiv-Verbund umstellt, ist offen.